KOMPLIZEN*SCHAFT
«Komplizenschaft heisst Mittäterschaft:
Man hat eine Idee, schmiedet einen Plan und setzt diesen gemeinsam um. »
Gesa Ziemer
Vernissage 18.6.25 ab 19.00 Uhr
Art Breakfast 5.7.25 von 10.00 - 12.00 Uhr
Finissage 19.7.25 ab 18.00 Uhr
Eröffnung: MMag. Dr. Melanie Wiener, MAS
Text: Carolina Schutti
Gergő Bánkúti
Stèf Belleu
Ina Hsu
GROUP mΛt∫
Ursula Groser
Susanne Liner
Milena Meller
Nora Schöpfer
Michelle Schmollgruber
Albin Schutting
Elisabeth Schutting
Juri Velt
Künstler*innen
Traditionell negativ konnotiert – assoziiert mit Kriminalität, Geheimnissen oder Machenschaften – kann der Begriff der Komplizenschaft neu interpretiert werden. Es geht um das „Mit“, das Schaffen von Allianzen und das kreative Spiel mit bestehenden Strukturen, um Alternativen zu entwerfen.
Gergö Bankuti
Stèf Belleu
Ina Hsu
Susanne Liner
Meller Milena
Michelle Schmollgruber
Albin Schutting
Elisabeth Schutting
Juri Velt
Ursula Groser
«Komplizenschaft ist immer temporär. Und was interessant ist, sie ist auch nicht wiederholbar. Es gibt glaube ich keinen Fall, in dem eine Bande eine Bank überfallen hat, im Gefängnis war und genau in gleicher Konstellation das nochmals gemacht hat. Die Konstellation verändert sich immer.»*
Komplizen*schaft : gemeinsames Wirken
Unter dem Titel „Komplizen*schaft“ versammeln sich 11 Künstler*innen, die in wechselnden Formationen und langjährigen Kollaborationen das Potenzial gemeinschaftlichen Arbeitens erkunden. Die Ausstellung vereint individuelle Positionen und Kollektive, die biografische, professionelle oder konzeptionelle Schnittstellen verbinden und erweitert diese durch neue Begegnungen.
Ein exemplarisches Beispiel für diese vielschichtige Zusammenarbeit ist Elisabeth Schutting, die sowohl seit Jahrzehnten mit ihrem Ehemann Albin arbeitet als auch in den Co-Studios mit Nora Schöpfer vernetzt ist. Letztere gründete mit „open-lines: art research on coexistence“ eine Plattform, die den Austausch zwischen Kunst und Gesellschaft untersucht. Auf dieser Grundlage initiiert Nora Schöpfer Gruppenausstellungen, unlängst bei der PARALLEL Vienna 2024 sowie im Kubus RFD Insel in Innsbruck.
Die Co-Studios (Schöpfer und Schutting) in Innsbruck öffnen regelmäßig ihre Atelierräume für interdisziplinäre Gruppenausstellungen.
Das Netzwerk setzt sich fort in der Kooperation zwischen Elisabeth Schutting und Ursula Groser, deren gemeinsames Wirken durch Projekte wie beispielsweise jene in der Galerie Ufo in New Orleans geprägt ist.
Elisabeth und Albin Schutting studierten beide gemeinsam in Bologna und erforschen in ihren Arbeiten die Dekonstruktion und Neukontextualisierung von Wahrnehmung.
Ähnliche Verbindungslinien entstanden in der Künstler*innen Vereinigung Tirol https://www.kuveti.at/ , im Künstlerhaus Büchsenhausen https://www.buchsenhausen.at/ oder in der Kunstschule Bilding https://www.bilding.at/ in Innsbruck. Diese Orte fungieren als Schnittstellen, an denen sich verschiedene künstlerischen Perspektiven treffen und transformieren.
Milena Meller ist Vorstandsmitglied der Künstler*innen Vereinigung Tirol. In ihrer Arbeit erforscht sie das Verhältnis von Malerei und Zeichnung zu Fotografie und Film, wobei sie filmische und kartografische Bilderwelten sowie gefundenes Material einbezieht. Zentral sind Fragen nach Ort und Behausung, Übergängen zwischen privatem und öffentlichem Raum.
Die Arbeit von Group Mats https://www.groupmats.com/ verkörpert ein kollektives Schaffen, das seit 2022 die Grenzen künstlerischer Disziplinen auflöst. Ihre Rauminstallationen verweben Keramik, Malerei, Zeichnung und Installation zu Gesamtkunstwerken, die die Idee einer kollektiven künstlerischen Identität weiter vertiefen.
mʌtʃ (deutsch: Matsch), abgeleitet von dem Wort „Schlamm“: weicher, klebriger Stoff, der durch das Vermischen von Erde und Wasser entsteht. Unsere Arbeitsweise basiert auf Transformation – sowohl im biologischen als auch im mythologischen Sinne. Wir pflegen eine Philosophie, in der Tiere, Pflanzen und Menschen zusammenleben, in der archaische Symbole uns daran erinnern, dass wir alle ein Zeichen desselben Ursprungs tragen, das uns - und hoffentlich auch das Publikum - zusammenbringt. Jedes einzelne Kunstwerk von mʌtʃ wird von uns dreien gemeinsam erschaffen - mit unseren 6 Händen schicken wir es auf eine abenteuerliche Reise ohne das Ziel zu kennen. In diesen schwierigen Zeiten sozialer Brüche halten wir es für entscheidend, Wege zu finden, um gemeinsam zu arbeiten und auf spielerische Weise nachhaltig zu bleiben, so wie Kinder auf einem schlammigen Spielplatz.
Das Projekt „Saints“ https://www.gergobankuti.com/saints verbindet Fotografien von Michelle Schmollgruber mit Kartoffelskulpturen von Gergő Bánkúti zur Darstellung von Heiligen.
Kartoffeln, Sinnbild harter Arbeit, verlieren beim Konservieren ihr „Wasser des Lebens“ – ein Bild für verblassende Erinnerungen. Bánkúti schlüpft in die Rolle von Heiligen, inspiriert von Kindheitserinnerungen und Alltagsgegenständen. Schmollgruber wird zur Ikonenmalerin, während er Vergangenheit und Gegenwart vereint. Die Fotografie ist in Michelle Schmollgrubers Arbeiten weder Ausgangs- noch Endpunkt, aber immer ein Knotenpunkt, an dem die Fäden zusammen- und wieder auseinanderlaufen. In ihren Arbeiten gibt es kein Entweder-Oder, spannend wird erst der verbindende weite Raum dazwischen. Digital und analog gehen dabei ineinander über – In seltenen Fällen bleibt die Fotografie als zweidimensionaler Abzug stehen, verknüpft mit Fragen an die fotografierte Person, die in die Tiefe führen.
"Aufgewachsen in Schwaz" verbindet Juri Velt, Susanne Liner und Ursula Groser als biografisches Detail. Juri Velt bewegt sich zwischen ländlichen Regionen und Städten sowie zwischen einer schriftstellerischen und einer materialbasierten Praxis. Mit einer Ausbildung in Architektur beschäftigen sich die Arbeiten mit der Frage, „wie man zusammenlebt“ – mit einem besonderen Fokus auf Kameradschaft und andere Formen des Widerstands. In jüngsten Werken verbinden sich diese Themen mit der Klimakrise, den Landschaften des Denkens und der Materie, die uns umgeben, sowie den Sprachen, die uns helfen, uns in der Gegenwart zu orientieren.
Susanne Liners Werke thematisieren Widerstand, Wandel und die Verletzlichkeit des menschlichen Daseins, ihre Werke thematisieren den menschlichen Körper als Symbol für Leben und Vergänglichkeit. Mit kräftigen Farben und expressiver Gestik schafft Liner kraftvolle, emotionale Bildwelten.
Ursula Groser arbeitet mit eindringlichen Reflexionen über Kontrolle, Vergänglichkeit und kollektive Dynamiken. Inhaltlich wenden sich die Künstlerinnen der „Pathologie der Gesellschaft“ und untersucht die Dynamik des Kollektivs und des Individuum und dessen Platz im gesellschaftlichen Gefüge erforscht.
„Komplizen*schaft“ ist somit nicht nur ein Titel, sondern ein Konzept, das aufzeigt, wie Kollaboration künstlerische Praxis nicht nur erweitert, sondern auch neue Formen des Zusammenwirkens generiert. Es lädt dazu ein, Verbindungen als treibende Kraft kreativer Prozesse zu begreifen – sei es in bestehenden Netzwerken oder in der Entstehung neuer Allianzen